Konzentrationstraining mit Hund für Kinder mit ADHS/ADS

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass sich Tierkontakte positiv auf die Konzentrationsfähigkeit von Kindern auswirken können. Basierend darauf haben die Forschungsgruppe Mensch und Tier der Universität Erlangen und die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des Klinikums Aschaffenburg das Pilotprojekt „Konzentrationstraining mit Hund“ für Kinder mit ADHS-Symptomatik initiiert.

Dafür entwickelten sie das von Christine Ettrich, Professorin und Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie an der Universität Leipzig, Ende der 90er Jahre erarbeitete Konzentrationsprogramm weiter zu einem tierintegrierten, verhaltenstherapeutischen Programm für Kinder mit ADHS-Symptomatik. Das Programm wird derzeit im Rahmen der ambulanten und teilstationären Behandlung von betroffenen Kindern am Klinikum Aschaffenburg umgesetzt.  

Aufgaben für verschiedenen Sinnesbereiche  

Die Therapiegruppe besteht aus vier bis fünf Kindern im Grundschulalter mit der Diagnose ADS/ADHS, die zweimal wöchentlich über einen Zeitraum von fünf Wochen miteinander arbeiten. Sie bearbeiten Aufgaben, bei denen verschiedene Sinnesbereiche angesprochen werden. Ziel ist es, dass die Kinder in die Lage versetzt werden, Aufgaben selbständig zu organisieren, ihre Leistungen zum Beispiel zur Lösung der Aufgaben realistisch einzuschätzen und mit Hilfe von Selbstinstruktionstechniken Aufgaben vollständig und richtig zu lösen. Außerdem sollen sie durch die emotional positiven Lernerfahrungen, die sie während des Trainings machen, motiviert werden und so ihren Schulfrust abbauen.  

Die Hunde wirken dabei entspannend auf die Atmosphäre des Trainings. Weiterhin dienen sie als Verstärker, mit dem die Kinder einerseits zur Teilnahme, andererseits auch zur Durchführung der Konzentrationsaufgaben motiviert werden, indem zwischen den Aufgaben Spiele und Entspannungsübungen mit Hund durchgeführt werden, die für die Kinder sehr attraktiv sind.  

Positive Effekte des Trainings  

Vor Beginn und nach Abschluss der bisher durchgeführten Trainings wurden die Konzentrationsfähigkeit der Kinder und ihr Selbstwertgefühl im Bezug auf die schulischen Anforderungen getestet. Zudem sollten die Eltern jeweils die Ausprägung des ADHS bewerten. Vor und nach jeder Stunde wurden zudem Anspannung und Entspannung gemessen sowie die videogestützte Verhaltensbeobachtung ausgewertet. Nach Abschluss des Trainings wurden sowohl die Eltern als auch die Kinder noch einmal in strukturierten Interviews (zum ADHS) zu den Trainingseffekten befragt.   

Bereits nach etwa der Hälfte der Trainingsstunden waren positive Effekte des Konzentrationstrainings feststellbar. Die Kinder konnten Aufgaben strukturierter lösen und sich zunehmend selbst anleiten. Auch in der Wahrnehmung der Kinder hatte das Konzentrationstraining einen Effekt. Sie konnten im Interview erlernte Techniken benennen und gaben an, diese auch auf den schulischen Kontext übertragen zu haben. Die Eltern berichteten, dass das Training viel positive Kommunikation zu Hause rund um das Thema Hund ermöglichte, ein Phänomen, das gerade in der Behandlung von ADHS-Kindern nicht zu unterschätzen ist, deren familiäre Interaktionen oft von zahlreichen Konflikten belastet ist.

Umfassende Ergebnisse spätestens 2010  

Endgültige Ergebnisse der Studie werden für Frühjahr/ Sommer 2009 erwartet. Das Konzentrationstraining wird weitergeführt und kontinuierlich Daten an verschiedenen Standorten erhoben, u.a. auch in Kooperation mit der Uni Wien. Umfassende Resultate aller Studien  werden spätestens auf der nächsten IAHAIO-Konferenz im Jahre 2010 in Stockholm  präsentiert werden können.  

Weitere Informationen: Kristina Saumweber, Forschungsgruppe Mensch und Tier, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg