Erziehung auf Gegenseitigkeit


„Mama, ich möchte einen Hund!“ Welche Eltern haben nicht schon ihre vier-, fünfjährigen Kinder so fragen und bitten, drängeln und betteln hören. Doch der Wunsch nach einem Hund, immer tief gefühlt, wird manchmal zum Strohfeuer, das schnell wieder erlischt, wenn andere Wünsche sich entzünden. Deshalb will der Wunsch nach einem Tier sorgfältig geprüft sein.
 

Denn jedes Tier ist ein lebendiges Wesen mit Bedürfnissen, Gefühlen und Forderungen – und das gilt ganz besonders für einen Hund. Vor allem jüngeren Kindern können deshalb auch Wellensittiche oder Kleintiere den Wunsch nach einem lebendigen, zutraulichen Tier erfüllen.
 

Ein Hund ist kein Spielzeug

Wenn es aber unbedingt ein Hund sein soll, dann muss die ganze Familie hinter dem Wunsch stehen und sich klar sein: Mit dem Hund wird das Leben der Familie anders. Denn ein Hund ist kein Spielzeug, sondern ein eigenständiges Wesen, das Zuwendung und Fürsorge braucht. Doch mit dieser Verantwortung ist ein Kind im Vorschulalter überfordert. Deshalb ist die ganze Familie gefragt. Und sie ist gerne mit von der Partie. Denn alle profitieren, wenn aus dem Wunsch Wirklichkeit wird.

Über 50 Prozent aller Hunde werden in Familien gehalten, nahezu 90 Prozent aller Eltern betrachten den Hund als willkommenen Miterzieher, um Verantwortungsgefühl zu wecken und soziales Verhalten zu lernen. Kinder sehen zudem in ihrem Hund den Freund, Vertrauten, Tröster, so eine Studie des Tierarztes Dr. Norbert Rehm.
 

Risiken richtig einschätzen

Doch eine Sorge lässt manche Eltern zögern: Auch wenn der Hund noch so gutmütig, noch so liebevoll erzogen ist – ist es sicher, dass er unserem Sohn, unserer Tochter nichts tut? Aber die Gefahr, dass ein Kind auf dem Schulweg verunglückt oder sonst zu Schaden kommt, ist unendlich viel größer, als dass ein gutmütiger und gut erzogener Hund ein Kind im Spiel zwickt oder gar fester zuschnappt.

Denn Hunde lieben und beschützen ihren kleinen Freund – bedingungslos. Kinder brauchen und genießen solchen Schutz. Denn er gibt ihnen Stärke, Ruhe und Überlegenheit. Trotzdem: Babys und Kleinkinder sollten nie mit einem Hund allein gelassen werden.

Gleichwohl hilft ein Hund dem Kind, mit anderen Kontakt zu finden. Denn wer einen Hund hat, ist beliebt. Besonders gehemmte, kontaktscheue Kinder profitieren davon. Sie können als Hunde-Freunde mitreden, mit anderen Menschen über ihren Liebling sprechen und neue Aktivitäten mit dem vierbeinigen Freund ausprobieren. „Tödliche Langeweile ist heute der größte Risikofaktor für Kinder“, sagt die Psychologin Christa Meves. Sie schlaffen ab, werden lustlos, hocken vor dem Fernseher oder mobilen Geräten.
 

Brückenschlag durch Hundeliebe

Eine umfangreiche Untersuchung bei Großstadtkindern von Prof. Dr. Reinhold Bergler ergab: Kinder, die einen Hund betreuen, sind sportlich aktiver, leiden weniger unter Einsamkeit, grüblerischen Depressionen, sozialer Isolation.

Kinder brauchen Brücken zu Menschen. Ein Hund kann eine solche Brücke sein. Er ist ein echter Kumpel, zum Spielen, Laufen, Toben, Schmusen bereit, selten beleidigt, nie gelangweilt. Wer Hund und Kind hat, muss allerdings auch doppelt erziehen! Doch das gelingt überraschend gut – mit viel Liebe und Geduld.